Das Post-Pill-Syndrom - Warum Du dennoch ohne Angst die Pille absetzen kannst
Du spielst mit dem Gedanken, die Pille abzusetzen, hast aber schon häufig vom Post-Pill-Syndrom gehört, das Symptome wie Hautverschlechterung, Haarausfall und Erschöpfung bedeutet?
Eine aktuelle Studie (2024) der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergab, dass 46% der 16- bis 25-Jährigen mit der Pille verhüten. Viele von ihnen spielen mit dem Gedanken, die Pille abzusetzen. Was sie davon abhält, ist häufig die Angst vor dem sogenannten Post-Pill-Syndrom – also den negativen Auswirkungen, die das Absetzen der Pille mit sich bringen kann. Was steckt dahinter?
In diesem Blogbeitrag klären wir Dich darüber auf, was das Post-Pill-Syndrom ist, wie häufig es auftritt und warum Du dennoch keine Angst davor haben solltest, die Pille abzusetzen. Hilfe und einige Informationen zu dem Thema ‘Pille absetzen’ findest Du übrigens in unserem kostenlosen E-Book zum Thema hormonfreie Verhütung.
Die Anti-Baby-Pille
Um zu verstehen, warum nach dem Absetzen der Pille Symptome auftreten können, ist es zunächst sinnvoll, sich noch einmal vor Augen zu führen, welche Wirkung die Pille hat.

Kurz gesagt: Die Pille enthält synthetisch hergestellte Östrogene und Gestagene (in der Minipille ist nur ein Gestagen enthalten). Diese hemmen und verringern die Freisetzung und Ausschüttung verschiedener körpereigener Hormone.
Dies hat folgende Effekte:
- Das Heranreifen der Eizellen sowie der Eisprung werden verhindert.
- Die Konsistenz des Zervixschleims verändert sich: Er wird zäh, was verhindert, dass Spermien in die Gebärmutter gelangen können.
- Ausbleibender Aufbau der Gebärmutterschleimhaut für eine mögliche Schwangerschaft: Ein Einnisten einer befruchteten Eizelle wäre nicht möglich.
Wir haben die Wirkungsweise der Pille auch noch einmal in unserem wiederkehrenden Format “1 Minute Zykluswissen” in einem kurzen Video für Dich zusammengefasst.
Das Post-Pill-Syndrom
Die Pille kann einige temporäre positive Effekte mit sich bringen: So wird sie bei Jugendlichen häufig gegen Akne verschrieben, die abhängig vom weiblichen Zyklus auftreten kann. Auch gegen krampfartige Schmerzen, die mit der Menstruation einhergehen, PMS und eine starke Menstruation kann die Pille helfen, da sie den natürlichen Zyklus lahmlegt.
Wird das hormonelle Verhütungsmittel abgesetzt, kann es allerdings zu körperlichen und emotionalen Veränderungen kommen. Dieses Phänomen wird als Post-Pill-Syndrom bezeichnet.
Denn: Meist werden Symptome durch die Pilleneinnahme nur unterdrückt. Nach dem Absetzen können sie neu aufflammen. Hast Du beispielsweise die Pille genommen, um gegen Akne vorzugehen, besteht die Möglichkeit, dass diese nun wieder auftreten kann. Auch PMS Symptome und zyklusbedingte Stimmungsschwankungen sind möglich.
Ist das Post Pill Syndrom ein Mythos oder gibt es bereits Studien dazu? Wir haben hierfür ein Interview mit Angelica Conraths geführt, die zusammen mit Jana Deckelmann das Unternehmen fembites gegründet hat. Angelica selbst litt nach dem Absetzen der Pille an dem Post-Pill-Syndrom und setzt sich nun mit fembites für hormonelle Gesundheit und gegen die Gender Data Gap ein. Was sie zum Post-Pill-Syndrom sagt und welche Tipps sie für Dich hat, erfährst Du jetzt.
Der Zyklus muss sich wieder ‘einpendeln’
Aufgrund der Gender Data Gap wurden laut Angelica viele Aspekte der weiblichen Gesundheit nicht oder nur unzureichend untersucht. Hierzu zählt auch das Post-Pill-Syndrom. Einige Studien untersuchten dennoch, inwiefern sich der weibliche Zyklus nach dem Absetzen der Pille verändert hat.

Im Rahmen einer Studie (2002) wiesen 58% der Probandinnen bereits im ersten Zyklus nach Absetzen der Pille einen Zyklus mit Eisprung und eine Lutealphase von normaler Länge auf. Alle anderen waren mit Auswirkungen des Absetzens konfrontiert. Das waren zum Beispiel:
- Verlängerter oder verkürzter Zyklus
- Verkürzte Lutealphasen
- Lutealinsuffizienzen (auch Lutealphasendefekt oder Gelbkörperschwäche)
- Späteres Auftreten des Zervixschleimhöhepunkts (der Tag, an dem das letzte Mal qualitativ guter, spinnbarer Zervixschleim zu beobachten ist)
- Der erste Zyklus kann ohne Eisprung verlaufen (anovulatorisch) → In Deiner trackle Kurve fehlt dann ein Temperaturanstieg
- Selten: Ausbleiben der Menstruation (Amenorrhoe) → Auch möglich, wenn bereits ein bis zwei Blutungen aufgetreten sind
Die Symptome können laut Studienlage 9 bis 12 Monate andauern.
Wichtig: Das Auftreten dieser Symptome ist häufig reversibel, das bedeutet, dass sich Dein Körper nach einer gewissen Zeit wieder regeneriert und die Symptome verschwinden. So kann es beispielsweise sein, dass bei Dir eine Menstruation zunächst ausbleibt, sie anschließend in unregelmäßigen Abständen auftritt und sich nach einiger Zeit in eine regelmäßige Blutung einpendelt.
In einer weiteren Studie (2016) wurden ebenfalls einige dieser Phänomene untersucht und konnten die genannten Schlüsse bestätigen. Zusätzlich fanden die Forschenden heraus, dass sich bei 45% der Frauen, deren erster Zyklus bereits ‘normal’ verlief, der zweite Zyklus ebenfalls unauffällig zeigte.
Mögliche Symptome des Post-Pill Syndroms
Die Symptome des Post-Pill-Syndroms können sehr individuell auftreten. In unserem Interview stellt Angelica Conraths einige Symptome heraus, die wir Dir hier zusammengefasst haben:
- Hautprobleme (wie Akne)
- Menstruationsstörungen
- Haarausfall
- Stimmungsschwankungen, emotionale Instabilität
- Energielosigkeit, Erschöpfung, Antriebslosigkeit
- Wiederaufflammen von PMS- Symptomen
- Post-Pill-PCOS

Die möglichen Symptome im Zusammenhang mit dem Absetzen eines hormonellen Verhütungsmittels sind sehr individuell und können auftreten, müssen aber nicht.
Warum es sich lohnen kann, sich zukünftig für eine hormonfreie Alternative zu entscheiden, erklären wir Dir gleich noch!
Behandlungsmöglichkeiten
Falls Du Dir bereits vorgenommen hast, die Pille oder ein anderes hormonelles Verhütungsmittel abzusetzen oder noch in der Überlegung steckst, sind hier ein paar Vorsorgemaßnahmen, mit deren Hilfe Du die Symptome lindern kannst:
Eine ausgewogene Ernährung und nährstoffreiches Essen werden empfohlen. Dabei solltest Du laut Angelica Conraths besonders Zink, Magnesium und B-Vitamine im Auge behalten. Mit einer gezielten Nahrungsergänzung kannst Du bereits bestehende Defizite ausgleichen. Außerdem kann es helfen, Stress zu reduzieren. Regelmäßige Bewegung, die zusätzlich noch gut für Deinen Stoffwechsel und Deinen Hormonhaushalt ist, kann Dir dabei helfen.
Deinen Plan, die Pille abzusetzen, kannst Du außerdem mit Deiner oder Deinem Gyn besprechen. Solltest Du einen Nährstoffmangel vermuten oder andere Symptome haben, steht Dir ebenfalls Dein*e Ärzt*in zur Verfügung. Hier kannst Du auch absprechen, welche Nahrungsergänzung bei Post Pill Syndrom für Dich in Frage kommen.

Die Pille absetzen - warum?
Vielleicht hast Du auch schon mit dem Gedanken gespielt, die Pille oder ein anderes hormonelles Verhütungsmittel abzusetzen. Möglicherweise hast Du aber auch vom Post Pill Syndrom gehört und hast Angst vor Symptomen wie Haarausfall, unreiner Haut oder anderen psychischen und physischen Begleiterscheinungen.
Zunächst ist es wichtig, noch einmal zu betonen: Symptome können auftreten – müssen sie aber nicht. Über die Hälfte der Frauen weisen laut der genannten Studie (2002) einen regulären ersten Zyklus auf. Außerdem gibt es viele positive Effekte, die ein Absetzen der Pille mit sich bringt: Dazu gehört unter anderem eine Steigerung der Libido, deren Hemmung eine der vielen Nebenwirkungen der Pille ist. Auch ist eine Gewichtsabnahme möglich, da die synthetischen Hormone der Pille Flüssigkeit binden, die nach dem Absetzen nach und nach abgebaut werden kann. Falls Du noch mehr Argumente brauchst, haben wir Dir 10 Gründe in unserer kostenfreien PDF zusammengefasst:
Mithilfe von trackle kannst Du ein besseres Verständnis für Deinen Körper und Deinen Zyklus entwickeln und das ‘Einpendeln’ verfolgen. Auch unser Tagebuch kann Dir helfen. Es begleitet Dich 12 Wochen lang auf Deinem Weg der hormonfreien Verhütung. Auch falls Du zunächst einen unregelmäßigen Zyklus hast, kannst Du mithilfe von trackle zuverlässig herausfinden, ob und wann Du einen Eisprung im Zyklus hast.
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Quellen:
Arévalo, M./ Sinai, I./ Olivotti, B./ Bahamondes, L. (2016): Implications of cycle length immediately after discontinuation of combined oral contraceptives on use of the Standard Days Method, (online)
https://obgyn.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1016/j.ijgo.2010.05.017.
Bundesverband der Frauenärzte (Hrsg.) (2018): Pille/ Kombi-Pille/ Mikro-Pille, (online)
BZgA (2024): BZgA Studie „Verhütungsverhalten Erwachsener und Jugendlicher 2024“ – Repräsentative BZgA-Befragung – Fokus Jugend, (online)
Casey, F. E. (2023): Orale Kontrazeptiva, in: MSD Manual. Ausgabe für medizinische Fachkreise, (online)
Gnoth, G./Frank-Herrmann, P./Schmoll, A./ Godehardt, E./ Freundl, G. (2002): Cycle characteristics after discontinuation of oral contraceptives, (online)
https://www.tandfonline.com/doi/epdf/10.1080/gye.16.4.307.317?needAccess=true.
infomedizin (2025): Pille absetzen, (online)
Tingting,H./ Ziyu, W./ Qiang, J./ WenChieh, C. (2021): Sex hormones and acne. State of the art, (online)
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33576151/.
Interview mit Angelica Conraths von fembites (2024).